"Mit ihrem Flug verraten mir die Bienen, wie es ihnen geht"

Peter Linder, Königinnenzüchter

Der Schweizer ist ein Meister der Königinnenzucht und zieht besonders resistente Bienen heran.

 

Die Lieblingskönigin seiner Zucht

Anja ist besonders friedlich, kerngesund, ziemlich treu – und einer der grössten Erfolge von Peter Linder. Der Berner zählt zu den besten Bienenzüchter*innen der Schweiz.

Die Königinnenzucht ist Linders Spezialgebiet und Anja ist seine Lieblingskönigin. Sie lebt in einem kleinen Obstgarten direkt hinter dem „Bärner Imkerlädeli“, Linders Geschäft für professionellen Imkereibedarf, wo einige seiner insgesamt rund 80 Bienenvölker stehen.

Eine Königin wie Anja wird markiert, damit sie gut erkannt wird. Je nach Jahr ändert sich auch die Farbe des Punktes (auf unserem Bild grün) – so weiss man auch das Alter der Königin.

Schwarmträgheit als wichtige Eigenschaft

Wenn die Züchtung von Königinnen statt die Honigerzeugung im Vordergrund steht, ist eine der wichtigsten Eigenschaften die Schwarmträgheit, erklärt Linder.
Diese verhindert den Verlust vieler Völker durch eine Abwanderung. Wenn sich Bienen natürlich vermehren und sich die Gemeinschaft im Bienenstock abspaltet, um sich einer neuen Königin anzuschliessen, nenn man dies "schwärmen".

Grosse Gefahr für die Bienen: Varroamilbe

Die von Peter Linder bevorzugte Bienenrasse Mellifera Carnica hat bereits von Natur aus ein sehr friedfertiges und schwarmträges Wesen. "Es ist eine gewachsene Rasse, keine Kunstrasse, deren Eigenschaften mich überzeugt haben", erklärt Linder. Nicht zuletzt deshalb eigne sie sich so hervorragend für die Zurcht varroatoleranter Nachkommen.

Die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe ist ein Schädling – und einer der Hauptgründe für das Bienensterben. Varroa verbreitete sich einst rasant und wurde zum Schreckgespenst der europäischen Imker. Mit dramatischen Folgen für die Bienenvölker können die Milben bis zu 80 Prozent der Brut befallen.

Zwei Mittel gegen Milben

Zwei Mittel gibt es bislang, die zum Einsatz gegen die Milben kommen - Ameisensäure, die über den Bienenwaben verdampft wird, und Oxalsäure, die man nebst dem verdampfen auch spritzen kann. Doch beide haben einen entscheidenden Nachteil: Sie schwächen die Bienen. Nach solchen Behandlungen, die mehrmals pro Jahr vorgenommen werden, sind die Bienenvölker weniger resistent gegen andere Krankheiten oder Temperaturschwankungen.

Anja und ihr Volk sind deshalb Linders grosse Hoffnung. Eine ganze Saison mussten diese gar nicht behandelt werden. Der Blick in die Zukunft ist deshalb zuversichtlich: "In zehn Jahren will ich nur noch im Winter behandeln müssen."

Ein Herz für seine Bienen

Wer Linder in Bern besucht, merkt schnell, dass der Bienenkönig ein riesengrosses Herz für sein fleissiges Gefolge hat. Auch wenn sie ihm immer wieder ihr Gift unter die Haut jagen. "Das ist gesund", sagt er lachend. "Bienengift verdünnt das Blut und stärkt das körpereigene Cortisol."

Tatsächlich haben Wissenschaftlech der Medizinischen Universität Wien herausgefunden, dass Imker*innen, welche regelmässig von ihren Bienen gestochen werden, zwar genauso auf die Stiche reagieren wie Nicht-Imker*innen, ihre körpereigene Cortisol-Produktion jedoch konstant höher ist.

"Ein tolles Gefühl"

Auch bei der Kontrolle seiner mit neuen Königinnen bestückten Bienenvölker im Bremgartenwald, der sich unweit von seinem Laden befindet, gibt es gute Nachrichten. Linder zieht einen Rahmen behutsam aus dem Kasten. "Herrlich! Sie haben bereits in den ersten vier Wochen sehr schön ausgebaut. Und die ersten jungen Bienen sind auch schon geschlüpft." Linder ist glücklich, seine Stimme gerührt. "Wenn du weisst, dass du diese Königinnen auch noch selbst gezüchtet hast, ist das ein tolles Gefühl!"

Garten und Balkon schmackhaft für Bienen machen

Damit Königinnen und ihr Nachwuchs gut versorgt sind und die Bienen ausreichend Nahrung finden, ist es wichtig, dass es in unmittelbarer Umgebund zum Bienenstock genügend Pflanzen gibt. Immer häufiger werden daher Gärten besonder bienenfreundlich angelegt. Natürlich lässt sich dies aber mit den entsprechenden Stauden oder Blumen auch auf dem Balkon berücksichtigen. 

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