Ansäen wie die Profis: Aussäen / Kultivieren

Blumen, Kräuter und Gemüse selber zu ziehen, bereitet Gross und Klein viel Freude und ist eine interessante, vielseitige Aufgabe. Zu beobachten, wie aus Samen dank genügend Licht, Wärme, Feuchtigkeit und der richtigen Erde kleine Keimlinge entstehen und daraus mit der Zeit ausgewachsene Pflanzen werden, ist äusserst spannend und macht trotz Aufwand sehr viel Spass.

Um erfolgreich anzusäen, werden einige Materialien und Hilfsmittel, sowie die idealen Umwelteinflüsse benötigt. Zu den Hauptmaterialien zählen folgende:

Die richtige Erde

Dazu gehören eher leichte, Feuchtigkeit speichernde Substrate (Erdmischungen), welche mit nur wenigen Nährstoffen angereichert sind. Die Mischungen weisen meist einen höheren Anteil an Sand und anderen durchlässigen Materialien auf. Ausserdem dürfen strukturstabilisierende Materialien, welche den Boden und somit auch den Wurzelraum belüften, nicht fehlen. Dazu gehören nebst Sand auch Perlite. Perlite besteht aus vulkanischem Glas und ist daher wie Sand ein mineralischer Bestandteil, welcher nicht verrottet. 

In unserem Webshop sind entsprechende, für eine erfolgreiche Aussaat fertig gemischte Substrate erhältlich, als Beispiel hier abgebildet die Bio Aussaaterde von Gardol.

Für die Anzucht geeigneten Töpfe, Schalen und Gefässe

Je nach benötigter Pflanzenmenge kann zwischen Schalen, Töpfen oder Gefässen gewählt werden. Schalen haben den Vorteil, dass sie viel Platz für eine grössere Anzahl der gleichen Pflanzenart / Sorte bieten. 

Es gibt Schalen, welche aus einer grossen Fläche bestehen, in welche man breit oder in Reihen ansäen kann. Die Keimlinge werden nach einer gewissen Wachstumsphase dann in einzelne Gefässe oder je nach Bedarf / Pflanzenart direkt ins Endgefäss oder in den Garten pikiert (umpflanzen). Ein weiterer Vorteil der Schalen sind die meist dazu erhältlichen, transparenten Abdeckungen. Sie helfen, Temperaturen auszugleichen und schützen vor Austrocknung.

Erhältlich sind ausserdem Schalen, welche bereits unterteilt sind. Diese werden bei der Einzelsaat oder auch Tuffsaat verwendet. Sie haben den Vorteil, dass die Pflänzchen einen separaten Wurzelballen bilden können und man sie nicht nach der Keim- und Bewurzelungsphase umsetzen muss. Somit fällt ein Arbeitsschritt, bei welchem das Risiko einer Verletzung der Keimlinge besteht, weg. Diese unterteilten Schalen gibt es nebst Kunststoff auch aus Torfmaterial hergestellt. Diese kann man bei der Unterteilung auseinander Schneiden und so direkt setzen.

Bei der Einzelsaat oder bei geringer benötigter Menge und auch bei eher unempfindlichen Kulturen empfiehlt es sich, in Anzuchttöpfen zu kultivieren. Sie bieten die gleichen Vorteile wie die unterteilten Schalen, weisen jedoch mehr Erdvolumen auf und werden meist bei Direktsaaten verwendet. Auch Anzuchttöpfe gibt es aus Torfmaterial, welche direkt ohne auszutopfen eingepflanzt werden können. 

In ähnlicher Form gibt es auch kleine Einzeltöpfe aus Vlies, gefüllt mit Kokosfasern - so genannte Quelltöpfe. 
Diese werden vorgängig in Wasser eingelegt, bis sie ihre komplette Höhe erreicht haben. Danach werden die Samen entweder einzeln oder in kleinen Tuffs bei der Öffnung aufgelegt. Diese kann man wie die Schalen und Töpfe aus Torfmaterial direkt nach der Keimung und Wurzelbildung auspflanzen.

Hilfsmittel: Pflanztische, Frühbeete

Als praktisches Hilfsmittel sind auch Pflanztische erhältlich, auf welchen man ohne grosse Bedenken mit Erde arbeiten kann. Diese eignen sich auch bestens zum umtopfen von Pflanzen. Sie bieten nebst der praktischen Arbeitsfläche auch genügend Stauraum, um Erde, Werkzeuge und Pflanzengefässe zu verstauen. Um die kleinen Setzlinge vor Kälte und Wettereinflüssen zu schützen, bieten sich Frühbeete oder Folientunnel an. Diese sind einfach aufzustellen, bieten viel Raum für Pflanzen und lassen sich zudem bei Bedarf lüften. Das Material ist Lichtdurchlässig und unterstützt somit das optimale Wachstum der jungen Pflanzen.

Umwelteinflüsse

Nebst den oben genannten Hilfsmitteln sind die Umwelteinflüsse massgebend für eine erfolgreiche Aussaat der eigenen Pflanzen. Dazu gehören die Feuchtigkeit, Licht, Temperatur und Nährstoffe. Pflanzen richten sich immer nach dem minimal vorhandenen Faktor aus. Wenn einer dieser Faktoren zu wenig vorhanden ist, wird das Wachstum und die Entwicklung eingeschränkt, verlangsamt oder sogar unterbrochen. Dies ist besonders bei Keimlingen fatal, denn diese sind anfälliger und reagieren empfindlicher auf mögliche Veränderungen in ihrer Umgebung. Daher ist es wichtig, dass die Keimlinge im Anfangsstadium sowohl genügend Licht, als auch die ideale Keimtemperatur haben und regelmässig feucht gehalten werden. 

Um das Mikroklima der Keimlinge zu schützen, empfiehlt es sich, die Aussaat mit einer transparenten Abdeckung abzudecken. Damit genügend Sauerstoff vorhanden ist, sollte die Abdeckung jeden Tag 1x ca. 30 Minuten abgehoben werden. Dadurch wird nicht nur die Luft erneuert, es wird auch vor allfälligen Pilzkrankheiten vorgebeugt. 

Anleitung zum Ansäen

Erde leicht andrücken und am besten nochmals eine Schicht Erde mit einem Sieb darüber streuen, damit die Samen beim Keimen möglichst Hindernisfrei anwachsen können. Aussaaterde gerade abstreichen.

Um die aufgesiebte Schicht nicht umzuwühlen, empfiehlt es sich, mit einem Sprühgerät zu arbeiten. Somit bleibt auch die Oberfläche Eben. Bis die Pflänzchen sich so weit entwickelt haben, dass die Erde bereits etwas bewurzelt ist, sollte weiterhin mit dem Sprühgerät bewässert werden. Erst dann eine Giesskanne einsetzen.

Am besten auf ein gefaltetes Papier, welches in der Mitte geknickt ist (wie ein V) legen. Nun sieht man auch die Aamendicke, welche wichtig ist bei der Abdeckung des Saatguts. 

Als erstes werden die Gefässe beschriftet, um sicher zu stellen, dass die Pflänzchen dann später zugeordnet werden können. Dies sollte Schritt Eins sein, um nicht die Oberfläche des Saatgefässes durcheinander zu bringen. Schalen können zudem unterteilt werden, z.B. mit Spaltbambusstäben. Somit kann die ganze Fläche für mehrere Kulturen genutzt werden.

Wenn die Korngrösse gut zu greifen ist, können sie von Hand auf der Erde platziert werden. Wenn sie sehr fein sind, empfiehlt sich die Aussaat mit dem V-förmig gefaltetem Papier. Dafür das Papier in die eine Hand nehmen und mit einer sanften Fächerbewegung oder bei Einzel- und Tuffsaat mit leichtem anklopfen am Papier die Samen ausstreuen. Somit können die Samen präzise ausgebracht und verteilt werden. Bei sehr feinem Saatgut kann man etwas Sand dazu mischen, um die auszustreuende Menge zu erhöhen. Dabei gilt es zu beachten, dass die Samen gut unterrührt werden - dies am besten in einem separaten Behälter vorbereiten. 

Als Faustregel gilt, nach der Saat samendick noch etwas Erde über das Gefäss zu streuen. Zum Schluss nochmals leicht mit dem Sprühgerät befeuchten.

Die Aussaat Gefässe dann an ihren Standort stellen; hell und genügend warm, jedoch wenn möglich nicht direkt bei der Heizung, dies kann zu unregelmässigen trockenen Stellen in der Erdschicht führen.

Nun noch eine Abdeckung darüber und jeden Tag kontrollieren, ob die Erde feucht ist und die Abdeckung für kurze Zeit abheben, um die Luft zu erneuern.

  • Nach 3-6 Tagen sollten die ersten Keimlinge sichtbar werden.
  • Nach ca. 10-14 Tagen wird nun die Abdeckung weg gelassen, um nicht ein zu feuchtes Klima zu erhalten.
  • Die Pflänzchen können sich nun langsam entwickeln. Die Erde sollte nun auch ein bisschen weniger feucht gehalten werden, damit das Wachstum der Wurzeln gefördert wird. 

Pikieren

Ab ca. 3 Wochen ist es empfehlenswert, die Pflänzchen zu beobachten, ob sie sich nach wie vor gut entwickeln oder ob sie sich eher in die Quere kommen. Ab diesem Zeitpunkt kann man anfangen zu pikieren. Das bedeutet, die jungen Pflanzen zu trennen und sie in grössere Gefässe oder direkt in den Garten oder in Hochbeete umzuquartieren.

Wie pikiert man Pflanzen? So wird’s gemacht:

  1. Die grösseren Gefässe werden mit Erde aufgefüllt, diese leicht andrücken und überschüssiges Material abstreifen. Zum Schluss angiessen.
  2. Nun die Pflänzchen mithilfe eines Pikierstabes (oder alternativ einem Stift, Bambusstab, o.ä.) sanft aus der Erde heben. Dabei mit dem Stäbchen den Wurzelraum auflockern und mit der anderen Hand die kleine Pflanze sanft anheben.
  3. Als nächster Schritt mit dem Pikierstäbchen die Erde im neuen Pflanzengefäss lockern und ein Loch formen, welches genug tief ist, um die Wurzeln des Pflänzchens aufzunehmen. 
  4. Nun die Wurzeln mithilfe des Stäbchens ins Loch einfügen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass so wenig Wurzeln wie möglich abgeknickt werden. Ausserdem sollten die Wurzeln nach unten ausgerichtet sein.
  5. Jetzt wird die Erde vorsichtig um die Wurzeln verteilt und leicht angedrückt. Dabei das Pflänzchen nach wie vor festhalten.
  6. Die Erde kann jetzt sanft mit der Hand angedrückt werden.

Die Jungpflanzen sollten nun nach wie vor geschützt stehen, beispielsweise zugedeckt mit einer Abdeckung einer Anzuchtschale, in einem Frühbeet oder einem Gewächshaus. Wenn es die Tagestemperatur erlaubt, kann man sie auch an einem wettergeschützten Standort draussen aufstellen. Auch im Garten wird empfohlen, die frisch pikierten Pflänzchen mit einem Vlies zu schützen. Weiterhin sollte auch die Feuchtigkeit kontrolliert und für Luftaustausch gesorgt werden. 

Wenn das Klima milder wird, die Temperaturen sich stabilisieren und das Wetter alllgemein angnehmer wird, können die Jungpflanzen nach guter Anwurzelungsphase ausgepflanzt werden. Dies erkennt man an einem kompakten, gut zusammenhaltenden Wurzelballen. Dafür die Pflanze aus dem Gefäss lösen und den Ballen kontrollieren. 

Je nach Kultur gibt es diverse Spezialerden, welche die Bedürfnisse der jeweiligen Kulturen abdecken. Es wird empfohlen, die jeweils speziell gemischten Substrate bei der Auspflanzung zu verwenden, da sie auch die entsprechenden Dünger enthalten und auch von der Struktur her passend gemischt werden.

Wenn die Pflanzen direkt im Beet ausgepflanzt werden, kann die jeweilige Erdmischung mit der vorhandenen Gartenerde gemischt werden. Dies unterstützt die Entwicklung der Pflanzen äusserst positiv und hilft ihnen ausserdem dabei, gut im vorhandenen Gartenboden anzuwachsen. 

Auch in einem Hochbeet ist es empfehlenswert, die oberste Erdschicht aus verschiedenen Erden zu erstellen. Dafür eignet sich am besten die Hochbeeterde als Basis der Mischung, dazu dann die Spezialerde. Nach dem Einpflanzen im Endgefäss oder im Garten, die Pflanzen gründlich angiessen.

Nun beginnt eine etwas ruhigere Phase, in der man den Pflanzen beim Wachstum zusehen und deren Entwicklung geniessen kann. Zu den allgemeinen Pflegearbeiten gehören jetzt das Giessen und Schädlings- und Krankheitskontrollen. Bei grösser werdenden Kulturen empfiehlt es sich zudem, die Pflanzen mit einem Pflanzenstab zu stützen.

Der Einsatz von Düngern ist mit Vorsicht zu geniessen, da die Substrate sowie die Gartenerde bereits Nährstoffe enthalten. In den ersten 3 Monaten ist es daher nicht notwendig, Dünger einzusetzen.

Wie auch bei den Erdmischungen, gibt es spezielle Dünger, welche je nach Kultur unterschiedlich zusammengesetzt sind. Im Allgemeinen gilt, für Aussenpflanzen eher organischen Streudünger zu verwenden. Dieser wirkt zwar nicht so schnell, dafür langanhaltend. Mineralische Flüssigdünger wirken schneller, jedoch weisen sie nur einen kurzen Effekt auf. Diese Dünger können gut bei Mangelerscheinungen eingesetzt werden. Um dann erneuten Mangel vorzubeugen, kann man organische Dünger dazu kombinieren. 

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